Sightseeing in Dortmund – mittendurch statt dran vorbei

Am 22.10.2017 fand in Dortmund das Finale der ersten Urban Trail Serie in NRW statt. Das besondere Konzept der Verbindung von Sport und Kultur hat seinen Ursprung in Belgien: Statt an den Sehenswürdigkeiten und besonderen Orten der Stadt vorbeizulaufen, geht es hier mittendurch. Die Strecke war bis wenige Wochen vor dem Start ein wohlgehütetes Geheimnis, die Stück für Stück mit der Vorstellung neuer Streckenhighlights gezeigt wurde. Auch stehen hier das Event und der Spaß im Vordergrund, sodass es keine Zeitmessung für die etwas über 8 km lange Strecke gab.
Ich bin ja neben der Jagd nach der nächsten Bestzeit auch gerne auf der Suche nach den nächsten etwas verrückten oder besonderen Läufen unterwegs, sodass ich mich natürlich gleich anmelden musste, als ich vom Urban Trail gehört habe. In Laufklamotten durch eine Kneipe, eine Propstei und die Stadtbibliothek? Das klingt so unglaublich, das muss ich gesehen haben!
Leider ließ das Wetter die Läufer an diesem Wochenende nach einer unglaublich schönen Woche erstmal im Stich – als ich am Sonntag um halb neun durch den grauen, kalten Regen stapfte, fragte ich mich ja doch, warum ich mir das antun wollte. Die anderen lagen da doch bestimmt noch im warmen, weichen Bett…
Vom Hansaplatz im Dortmunder Zentrum ging es in Wellen los, doch nach kaum einem Kilometer war erstmal Schlange stehen angesagt, um ins Orchesterzentrum zu kommen. Freundlich begrüßt durch das Personal wurden die Läufer eingeladen, einmal langsamer zu werden und sich den Konzertsaal genauer anzusehen. Die Instrumente auf der Bühne waren ein sehr beliebtes Motiv für die vielen Fotos und Selfies, die unterwegs gemacht wurden.
Weiter ging es dann durch die Innenstadt, durch die schöne Krügerpassage am Alten Markt vorbei und weiter zum vermutlich beliebtesten Zwischenstopp der Strecke: Wenker’s am Markt. Seit dem Mittelalter ist es das Stammhaus von Dortmunder Kronen, und Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erstmalig in Dortmund und Westfalen neben Altbier auch untergärig gebraut. Als Herzensdüsseldorferin verstehe ich zwar nicht, wieso die Ruhrpottler noch mehr Bier brauchten, aber gegen ein kühles Blondes zur Begrüßung hatte ich beim Reinkommen trotzdem nichts einzuwenden.
Weiter ging es durch die Berswordt-Halle, um den Adlerturm herum und ab ins Rathaus, wo wir laufend die Marmortreppen unter großen Kronleuchtern erklommen. Auf der Runde durch die parlamentarische Eben ging es einmal durch den Ratssaal und die Treppe wieder herunter. Die abwechslungsreiche Strecke führte dann durch den Stadtgarten zum Theater Dortmunds, mitten durch die FH Dortmund, die mit Liegestühlen und Sonnenschirm einen Platz zur Pause anbot. Danach fühlte es sich nach den vielen Ampeln und Stopps der Innenstadt tatsächlich mal wie ein Lauf an: Es ging durch den großen, schon herbstbunten Westpark. Angefeuert von den wirklich unfassbar gut gelaunten Helfern und einer Cheerleadergruppe ging es dann zur Filiale des großen Sponsors des Dortmunder Urban Trails, der BIG direkt gesund Versicherung. Ein Maskottchen lud zu Fotos ein, eine große aufblasbare Gummirutsche sorgte auch bei den älteren, erfahrensten Läufern für viel Spaß, und dann ging es mindestens fünftausend Treppenstufen hoch, um bei lautestem Jubel und Anfeuern einmal durch das Büro zu laufen. Wenn da immer so eine Stimmung herrscht, klingt ein Bürojob ja plötzlich ganz attraktiv…
Die fünftausend Treppenstufen durfte ich natürlich auch wieder nach unten laufen, denn es warteten noch das Fußballmuseum, das man aber nur von außen zu betrachten konnte, und endlich die Stadt- und Landesbibliothek auf mich, auf die ich mich schon so gefreut hatte. Und tatsächlich ging es mitten durch die Regale und an der Ausleihe vorbei, wo sonst schweigsam gearbeitet wird. Auch das Museum für Kunst und Kulturgeschichte öffnete den Urban Trailern seine Türen und lud zu einem kleinen Schnupperrundgang an römischen Glas und Stadtgeschichte vorbei.
Anschließend führte die Strecke zurück durch die Innenstadt noch durch den Propsteihof, der mit seinem wunderschönen Klostergarten und den hohen Steinkorridoren noch einmal zum Innehalten einlud. Auch hier wurde noch einmal fleißig geknipst, was die mitgeschleppten Kameras so hergaben, und dann ging es zurück zum Hansaplatz.
Die große schöne Medaille und das tolle Frühstück bestehend aus einem köstlichen Schokocroissant, Apfel, Nussriegel, Wasser und herrlich heißem Kaffee rundeten diesen außergewöhnlichen Erlebnislauf dann noch ab. Übrigens war zwischen den ganzen Sehenswürdigkeiten auch wirklich ein gewisser Trail drin – es gab einige Steigungen und vor allem Treppen ohne Ende, die mich zwischendurch doch wirklich außer Atem gebracht haben.
Obwohl das kühle Wetter doch einiges zu wünschen übrigließ, war die Stimmung bei allen Teilnehmern, die ich getroffen habe, einfach richtig gut. Wirklich viele Laufanfänger freuten sich über ihr erstes Event, wo sie sonst eher alleine trainierten, und hatten sicher auch sehr viel Spaß. Die Organisation mit der Gepäckaufbewahrung und den Umkleiden für Männer und Frauen funktionierte auch super. Insgesamt war ich dann doch ganz zufrieden, dass ich mich aus dem warmen, weichen Bett gequält hatte.
Auch nächstes Jahr soll die Urban Trail Serie wieder stattfinden, für Berlin-Spandau und Bochum sind die Anmeldungen schon geöffnet. Wer gerne einen Stadtbesuch mit einem Spaßlauf verbinden will, hat hier auf jeden Fall ein empfehlenswertes Angebot.

Marina