Die diversen Wurftechniken boten eine ziemliche Flugshow

Die diesjährige Dan-Prüfung des DFJJ NRW e.V. (Deutscher Fachsportverband für Jiu-Jitsu Nordrhein-Westfalen e.V.) erfolgte zentral am Samstag, 9. Dezember, ausgerichtet durch den TSV Meerbusch e.V., welcher hervorragend für das leibliche Wohl der Prüflinge, Prüfer und Zuschauer gesorgt hat. Während der insgesamt sechsstündigen Veranstaltung mangelte es den Anwesenden an nichts. Gut aufgewärmt und bestens vorbereitet traten die neun Prüflinge (sieben davon vom TSV) pünktlich um 13:00 Uhr vor die Prüfungskommission. Den Vorsitz über die Prüfungskommission hatte Dr. Heinrich Schorn (8. Dan Jiu-Jitsu und Prüfungswart), als weitere Prüfer fungierten Thomas Allenstein (8. Dan Jiu-Jitsu und Lehrwart), Adam Kraska (6. Dan) sowie Patrick Neumann (5. Dan).

Gleichstellung pur – auch Nadine wurde nicht zimperlich behandelt, sondern musste hart einstecken

Traditionsbewusst begann die Prüfung mit den technischen Grundlagen, welche das notwendige Fundament für den Wissensstand und das Können darstellen. Zuerst wurde die Fallschule sorgfältig in ihrer gesamten Vielfalt abgefragt, gefolgt von den Wurftechniken. Dabei lieferten die Dan-Aspiranten den Prüfern und Zuschauern eine eindrucksvolle Flugshow. Direkt im Anschluss ging es zurück auf den Boden der Tatsachen mit dem Bereich der Kansetsu-waza, der Gelenk- und Hebeltechniken. Auch hier ging es ordentlich zur Sache, sehr zur Zufriedenheit der Prüfer. Als nächstes folgten die Würgetechniken, bevor man sich dem sehr umfangreichen Thema der Atemi-waza, der Schlag-, Stoß- und Tritttechniken widmete. Diese wurden aus der Bewegung abgefragt, um die Prüflinge angemessen zu fordern.

Nadine teilte aber auch ordentlich aus und wurde für ihre konsequente und überzeugende Selbstverteidigung gelobt

Dem technischen Teil folgte wie gewohnt der praktische, bei dem die Prüflinge ihre Selbstverteidigung gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Angriffe präsentieren müssen. Hierbei wird nicht nur das technische Können kontrolliert, sondern auch ein breites Spektrum weiterer Aspekte wie zum Beispiel Realitätsnähe und Umsetzbarkeit im Ernstfall, Griffsicherheit und routinierte Ausführung unter Stressbedingungen, Selbstschutz, Angemessenheit der Notwehr im Hinblick auf die Gesamtsituation sowie die Rechtslage u.v.m. Besonderen Wert legten die Prüfer auf eine ernstzunehmende, realistische Geschwindigkeit und Druck sowohl beim Angriff als auch bei der Verteidigung. In dieser Hinsicht wurde die einzige weibliche Teilnehmerin, Nadine Ristow, für ihre herausragende Leistung von den Prüfern besonders hervorgehoben und als Vorbild für andere Prüflinge aufgezeigt.

Stefan und Sebastian bewiesen, dass man auch mit fast 50 Jahren nicht nur ein gutes technisches Können, sondern auch harte, überzeugende Selbstverteidigung abliefern kann

Der praktische Teil endete mit einer ausführlichen Prüfung der Selbstverteidigung gegen bewaffnete Angreifer. Alle Prüflinge mussten dabei ihr Können gegen diverse Angriffe mit Stock, Messer, Pistole und Kette unter Beweis stellen. Im Anschluss mussten die beiden Anwärter auf den 4. Dan den Umgang mit Hanbo („halber Stab“, 90 cm lang) sowie mit dem Schwert demonstrieren. Dabei wurden sowohl die Abwehr gegen entsprechend bewaffnete Angriffe als auch die eigene Nutzung der Waffe selbst gegen verschiedene Angriffsformen präsentiert. Die Prüflinge entschieden sich, hierfür kein Bokken (Trainingsschwert aus Holz), sondern ein Iaito (stumpfes Trainingsschwert aus Metall) zu nutzen und bewiesen sehr souveräne und routinierte Handhabung der Waffe.

Für die Nutzung des Schwertes entschieden sich die Prüflinge für ein Iaito, bewiesen aber sichere, routinierte und souveräne Handhabung

Angesichts der sehr ausführlichen Prüfung und der späten Uhrzeit folgte nun die Prüfung der verschiedenen Kata. Die Anwärter auf den 1. Dan mussten entsprechend die Jiu-Jitsu-no-kata Shodan demonstrieren, während die beiden Aspiranten auf den 4. Dan die Taijutsu-no-kata sowie die Jiu-Jitsu-no-kata Yondan präsentierten. Die Letztere ist dabei von den Prüflingen selbst zu entwickeln, eine Art eigene Meister- oder Diplomarbeit, bis ins letzte Detail sorgfältig erarbeitet. Christian Busch und Thomas Barbachowski lieferten eine besonders schöne Kata ab, welche nicht nur die steigende Eskalation eines Ernstfalls abbildete, sondern auch Anspielungen und Bezüge auf die drei vorangehenden Kata (Shodan-, Nidan- und Taijutsu-no-kata) enthielt.

Die Abwehr bewaffneter Angreifer lief nicht zimperlich ab

Damit endete die Prüfung und die Kommission zog sich zur Beratung zurück. Bevor die Urkunden verliehen wurden gab es jedoch zuerst ein kurzes, mündliches Feedback aller vier Prüfer zu den gezeigten Leistungen. Dabei wurden besonders gute Leistungen gelobt, aber auch Schwachstellen angesprochen, welche im Training behoben werden müssen, denn auch eine erfolgreiche Prüfung muss einen Ansporn zur Verbesserung darstellen. Obwohl die Qualität der Leistungen der Prüflinge sichtbar variierte, haben alle Teilnehmenden bestanden. Erleichtert suchten alle gemeinsam ein gemütliches Restaurant auf, wo man in geschlossener Gesellschaft bei leckerem Essen feierte.

Wir gratulieren ganz herzlich:
Thomas Barbachowski und Christian Busch zum 4. Dan
Nadine Ristow, Mateusz Bufan, Torsten Engel, Stefan Ernst,

Raimund Kraus, Sebastian Linder und Jean-Luc Stolzmann, zum 1. Dan.

Originaltext: DFJJ NRW e.V., Fotos: Terobes Arts